Es gibt Begegnungen im Leben, die uns für immer verändern. Für mich war eine dieser Begegnungen die 18 Jahre mit meinem Aegidienberger-Wallach Sedenjo (2007–2025). Er war nicht nur ein Pferd – er war eine alte Seele, mein Freund und mein Lehrer über Freundschaft, Krankheit und das Leben. Und auch wenn der Schmerz groß ist, ihn gehen zu lassen, bleibt das Gefühl: Sein Leben hatte eine Bedeutung, die weit über meinen persönlichen Wunsch nach einem Reitpferd hinausging.
Wie alles anfing – ein Kind der Liebe
Eigentlich sollte Fenja, meine Islandstute, ein Fohlen von einem tollen Islandhengst bekommen, den ich damals als junge Trainerin auf einem großen Gangpferdegestüt im Training hatte. Doch sie ließ sich 2 Sommer nicht decken. Erst als der Paso-Peruano-Hengst „Sanson“ im 2. Sommer kam und sie ihn schon von weitem anflirtete, war klar: Aus meinem Plan wird nichts… Stattdessen wurde ein Jahr später der kleine Aegidienberger „Sedenjo“ geboren – ein echtes Kind der Liebe.
Die Geburt war schwer, die ersten Tage voller Sorge, Fenja bekam Fieber und mein kleiner Aegidienberger war erst mal ein Flaschenkind mit richtig viel Arbeit für uns. Und Sedenjo? Er nahm das Leben von Anfang so an wie es kam – immer selbstverständlich und fröhlich.
Kurz bevor er auf die Welt kam, wünschte ich mir noch: bitte kein Hengst und bitte kein Fuchs mit Abzeichen. Und was kam? Ein Fuchshengstfohlen mit riesiger Blesse. Mein erster Gedanke war „Na super!“ Später wurde daraus meine erste Lektion: Äußerlichkeiten und die Pferderasse sind nebensächlich. Was zählt, ist das Wesen. Und Sedenjo hatte ein Wesen, das unvergesslich ist.
Sein Wesen — souverän, freundlich, klar
Sedenjo war souverän, freundlich, klar. Er hatte das „gewisse Etwas“. Obwohl er meist der Kleinste in der Herde war, brachte er Ruhe und Ordnung hinein – ohne sie aufzuzwingen. Er hatte Präsenz, ohne laut zu sein. Für Dorito, unseren scheuen Paso Fino, wurde er der Schlüssel zur Freundschaft. Für unseren Sohn war er der perfekte Kumpel und Reitlehrer mit dem man durch dick und dünn ging. Und für mich Lehrmeister.



Krankheiten als Lehrer
So viel Freude er schenkte, so viel hat er mir auch an Prüfungen aufgegeben. Schon früh zeigte sich, dass Sedenjo kein „klassisches“ Reitpferd sein wird. Immer wiederkehrende Probleme mit der Kniescheibe, chronisches Asthmapferd nach einem Infekt, später Cushing mit Reheschüben – ein Leben voller gesundheitlicher Herausforderungen. Und doch – er war immer fröhlich. Er zeigte, wann er Rückzug brauchte, und wann er wieder in der Herde präsent sein wollte. Sein Lebenswille war unerschütterlich.
Für mich wurde er dadurch zu einem weiteren Lehrmeister. Ich suchte zuerst Hilfe in der klassischen Medizin, doch als diese an ihre Grenzen stieß, öffneten sich neue Wege. Und genau dadurch hat er mir eine neue Richtung gezeigt. Ich begann (aufbauend auf meine bisherigen Ausbildungen mit Pferden) mein langjähriges Wissen in Phytotherapie und Homöopathie zu vertiefen und machte eine Weiterbildung zur Human- und Tierenergetikerin. Auch die Unterstützung durch meinen Mann mit seinem umfassenden Wissen u.a. als Heilpraktiker half Sendejo immens weiter. Ich ging diesen Weg nicht, um Wunder zu erzwingen, sondern um sein Leben – das er noch leben wollte – lebenswert zu halten.
Mit jedem Schritt der Genesung bestärkte mich Sedenjo darin, dranzubleiben –mit Verstand und nicht aus blinder Tierliebe und immer reflektiert zum Wohle des Pferdes. Ich glaube heute: ohne ihn wäre ich diesen Weg nie so tief und bewusst gegangen. Das hat mich und meine Sicht auf das Leben und was das Leben lebenswert macht verändert.



Der Alltag — Freude trotz Einschränkungen
Er war ein Montags-Pferd, ja. Aber das hat ihn nicht definiert. Reitpferd war er immer nur phasenweise, aber er hat seinen Job als Herdenmanager und Seelenpferd so zuverlässig erfüllt, dass das viel mehr wert war.
Er war kooperativ, neugierig, präsent. Er hat nie gejammert, sondern immer klar mit mir gesprochen: jetzt brauche ich Rückzug, jetzt will ich wieder mitmischen. Und wir konnten ihm dies geben: Sanfte Unterstützung und ein flexibles Haltungssystem, das wir – je nach Krankheitsphase – genauso anpassen konnten wie er es brauchte.
Es war, als wolle er mir immer wieder aufs Neue sagen: Das Leben ist nicht vorbei, nur weil nicht alles „perfekt“ läuft.
Der Abschied — klar und friedlich
Als seine Zeit nun Ende August kam, zeigte er es mir klar: er war bereit nun zu gehen. Ich habe geweint, wollte es noch nicht wahrhaben, jedoch wusste mein Verstand ich musste ihn weiterziehen lassen.
Er ging inmitten seiner Herde, und jeder in der Herde blieb bei ihm — einige nah, einige weiter weg. Der Frieden in seinen Augen – all das war so klar, dass ich nicht mehr zweifeln konnte. Und ich war, überraschenderweise plötzlich ruhig. Es war O.K.
Ein letzter Gruß – Drei Sonnenblumen
Eine Woche später standen plötzlich drei Sonnenblumen in seinem Paddock — an einer Stelle, wo weit und breit noch nie zuvor Blumen gewachsen sind. Niemand hatte sie dorthin gesetzt. Für mich fühlte es sich an, als hat er mir ein letztes Zeichen geschickt: „Sei nicht traurig. Alles ist gut. Erinnere dich, lächle und schau wie schön alles war und ist!“



Was er mir beigebracht hat
Sedenjo hat mich gelehrt, dass die eigentlichen Aufgaben im Leben oft ganz anders aussehen, als wir sie uns vorstellen. Manchmal geht es nicht um große Erfolge, sondern darum, mit unserer Art das Leben für andere friedlicher, leichter und reicher zu machen.
Seine Aufgabe war in diesem Leben nicht, ein „funktionierendes“ Reitpferd zu sein. Seine Aufgabe war:
- Frieden in die Herde zu bringen
- Vertrauen und Freundschaft zu schenken
- Freude trotz Krankheit zu leben
- mich tiefer in das Wissen alternativer Heilweisen zu führen
- mich zu lehren, dass das Wesentliche unsichtbar ist
- Freude ins Leben anderer zu tragen
Sein Leben war vielleicht nicht „leicht“ – aber es war reich. Und es hat viele Leben berührt!
Für dich
Vielleicht ist es nicht das Wichtigste, dass dein Pferd „der Norm entspricht“ oder „bestimmte Erwartungen“ von wem auch immer erfüllt. Vielleicht ist das größte Geschenk – von dir und von deinem Pferd – nicht Leistung, sondern die Wirkung, die ihr füreinander habt. Schau doch einmal ehrlich hin:
- Welche Erwartungen stelle ich gerade an mein Pferd? Und warum? Was denke ich „muss“ ich alles, was „sollte“ ich alles – und ist das wirklich wahr?
Ich finde: Heilung bedeutet nicht immer nur, Krankheiten zu besiegen. Heilung bedeutet für mich auch: Frieden zu finden, ganz zu sein, das eigene Wesen zu leben.
Das ist es, was ich durch Sedenjo gelernt habe. Und das ist es, was ich in meiner Arbeit weitergeben möchte.
Er fehlt mir. Doch ich bin dankbar. Und ich bin sicher: Unsere Seelen werden sich wiedersehen.
Danke, Sedenjo. Für alles.
Pferde zeigen uns, was wirklich zählt. Wenn du bereit bist, gemeinsam mit deinem Pferd neue Wege zu gehen – hin zu mehr Verständnis, Verbindung und Freude, dann bist du bei uns genau richtig!
Schau dir in Ruhe unsere Angebote an.
Du hast noch Fragen? Komm auf mich zu. Ich bin für dich da. Kontakt
Deine Petra

Autorin: Petra Schöner
Hallo ich bin Petra, ich habe mich als Herzblut-Ausbilderin von Pferd und Reiter dem ganzheitlichen, gymnastischen Training und dem harmonischen Zusammenspiel beider mit Gefühl und (Pferde-) Verstand verschrieben. Durch meine langjährigen Erfahrungen als Trainerin und Coach sowie durch meine vielseitigen Ausbildungen ist mir mehr und mehr bewusst geworden, dass sich eine gute Reitweise nicht in ein Schema pressen lässt. So sind mein Unterricht und mein Training nicht auf eine spezielle Reitweise beschränkt. Vielmehr habe ich mich einer Ausbildung verschrieben, die jedem einzelnen Pferd gerecht wird. Gerne unterstütze ich dich auf deinem Weg zu einem bewussteren, vielfältigen und ganzheitlichen Umgang mit deinem Pferd. Hier erfährst du mehr über mich.