Dancing Venus – American Saddlebred – Naturtölterin & Ausnahme-Athletin
Manchmal begegnet uns ein Pferd, das nicht in unser Schema passt – sondern uns einlädt, unser Bild von Pferden zu erweitern.
So war es mit Dancing Venus, einer jungen, rohen Saddlebred-Stute, die mir mehr oder weniger im Schlepptau nach einem Praktikum in Österreich bei Beate Matschy 2001 mit nach Hause folgte.
Ich war damals schon einige Jahre mit den südamerikanischen Gangpferden vertraut – und neugierig, auch diese für mich noch unbekannte Gangpferderasse näher kennenzulernen.
Mit einem Koffer voller Neugier reiste ich zu Beate – und kam mit einer jungen, unausgebildeten „Pferde-Giraffe“ zurück.
Vierjährig, groß, langbeinig, hoch im Blut, exaltiert, unausbalanciert – und ein bisschen drüber.
Für viele auf dem Hof war sie schlicht: eine dünne, langhalsige, spakelige Erscheinung.
Für mich war sie: eine Einladung.
Mit ihrer liebenswerten, etwas verpeilten Art schlich sie sich sofort in mein Herz.
Und ich dachte: Der muss ich helfen, in Balance zu kommen.



Ein Faible für die „etwas anderen“ Pferde
Ich war damals frisch gebackene Trainerin C Gangpferdereiten bei der IGV, hatte schon viele Jahre mit vielen südamerikanischen Gangpferden gearbeitet – und eine große Liebe zu diesen feinen, reaktionsschnellen Seelenpferden entwickelt. Dennoch wollte ich meinen Horizont erweitern und bereit für neue Wege – und Vinni war definitiv einer.
Kein anderes Pferd hatte mir bis dahin so deutlich gezeigt, wie reiterlich fit und ausbalanciert ich wirklich mit ihr kommunizieren musste. Vinni war eine andere Liga.
Sie hatte von allem viel:
Viel Go, viel Größe, viel Hals, viel Bein, viel Angst – und viel Freundlichkeit.
Was mich forderte, war nicht einfach ihre Reaktivität – sondern ihre Reaktionen in Kombination mit exaltierten Bewegungen. Ihre hohe Energie, enorme Dynamik und ihre ganze spezielle „Genie-und-Wahnsinns“ –Mentalität.
Der berühmte 27. Grashalm in der dritten Reihe, der schief stand, konnte mehr Panik auslösen als ein vorbeidonnernder Zug.
Anfangs fiel es mir schwer, ihre für mich nicht nachvollziehbaren Reaktionen zu begreifen.
Aber ich lernte – durch sie.
Nicht wegtrainieren. Sondern annehmen.
Ihr Sicherheit geben. Mitgehen:
Mitgehen statt gegenhalten. – Annehmen statt korrigieren. – Sicherheit geben – nicht Kontrolle suchen.
Das war vielleicht eines meiner größten Learnings überhaupt.
Und das Geschenk, das sie mir gemacht hat.
Wir sind zusammen gewachsen
Vinni entwickelte sich vom rohen, unausbalancierten Giraffen-Jungpferd mit viel Temperament zu einem richtig guten Reitpferd:
Mutiger im Gelände, fein zu reiten – und immer bei mir, wenn ich bei ihr war.
Während eines längeren Trainingsaufenthalts bei Saddlebred-Spezialistin Lisa Heres-Rosenberger bekamen wir beide neue Einblicke in das Training dieser besonderen Rasse – dafür bin ich sehr dankbar. Lisa überredete mich dann auch, Vinni auf ihrem ersten Turnier vorzustellen: den Championships 2003 auf der Creekside Farm.
Und Vinni zeigte sich von ihrer besten Seite.
Das Turnier war ihr Element – dort konnte sie mit ihren raumgreifenden Bewegungen aufblühen. Sie liebte es, sich zu zeigen – wobei der Grat zwischen „schaut her, hier bin ich“ und „ich bin gleich drüber“ immer sehr schmal war.
Ich hingegen … fand mich im Turniergeschehen nie so recht wieder.



Unsere Wege trennen sich
Mit der Zeit wurde klar:
Unsere Wege gehen in unterschiedliche Richtungen.
Ich hatte noch meine Islandstute Fenja, die es völlig in Ordnung fand, wenn zuerst die Berittpferde dran waren.
Vinni war anders.
Sie wollte immer dabei sein. Jeden Tag. Nur sie.
Wenn ich mit anderen Pferden arbeitete, stand sie am Zaun, schaute mir mit langem Gesicht hinterher – und wartete auf „ihre“ Zeit.
Ich war oft unterwegs, bildete im In- und Ausland aus – und für sie bedeutete das: Koppelpause. Pferd sein. – für viele Pferde super, für Vinni jedoch Strafe.
Für mich: wachsendes schlechtes Gewissen.
Ich spürte: Ich kann ihr nicht mehr gerecht werden.
Loslassen – aus Liebe und mit Verstand
Und so traf ich die Entscheidung, sie abzugeben.
Schweren Herzens.
Aber in dem Wissen: Es ist richtig. Für uns beide.
Auf dem Turnier auf der Creekside Farm verliebte sich Marlies F. in Vinni. Mit Ihr und Walter Feldmann fand sie echte Liebhaber ihrer Rasse – und einen Könner.
Mit ihm wurde sie mehrfache Internationale Deutsche Meisterin bei den Gangpferden – und später sogar Zuchtstute.
Bei ihm konnte sie als Ausnahme-Athletin ihr Genie leben.
Und ich weiß:
– Mein Beitrag war, ihr einen guten Weg zu ebnen.
– Ihr zu helfen, in ihre Kraft zu kommen.
– Und sie dann loszulassen.
Und du?
Hast du dich auch schon mal von einem Pferd getrennt, weil du gespürt hast: Wir wollen Verschiedenes vom Leben?
Oder weil du wusstest, dass es woanders einfach mehr aufblühen kann?
Aus meiner Berufspraxis weiß ich, dass manche Paare viel zu lange zusammen bleiben…
Sollte es bei dir auch so sein, dann lass diesen Text auf die wirken und trau dich, den Schritt zu machen, wenn dein Pferd dir die Signale dazu gibt.
Ich freu mich auf eure Geschichten in den Kommentaren!
Du hast Interesse, aktiv an deiner eigenen Entwicklung zu arbeiten, um deinem Pferd die nötige Unterstützung zu bieten, die es für seine persönliche Entfaltung braucht?
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Deine Petra

Autorin: Petra Schöner
Hallo ich bin Petra, ich habe mich als Herzblut-Ausbilderin von Pferd und Reiter dem ganzheitlichen, gymnastischen Training und dem harmonischen Zusammenspiel beider mit Gefühl und (Pferde-) Verstand verschrieben. Durch meine langjährigen Erfahrungen als Trainerin, Lehrerin und meine vielseitigen Ausbildungen ist mir mehr und mehr bewusst geworden, dass sich eine gute Reitweise nicht in ein Schema pressen lässt. So sind mein Unterricht und mein Training nicht auf eine spezielle Reitweise beschränkt. Vielmehr habe ich mich einer Ausbildung verschrieben, die jedem einzelnen Pferd gerecht wird. Gerne unterstütze ich dich auf deinem Weg zu einem bewussteren, vielfältigen und ganzheitlichen Umgang mit deinem Pferd. Hier erfährst du mehr über mich.