Eines Tages erwischte es auch mich, ziemlich unverhofft und überraschend. Das Pferd meiner Frau trat bei einem gemeinsamen Ausritt auf einen kleinen Ast. Mein Pferd erschrak sich so, dass es mit allen Vieren in die Luft sprang und mich mit hochwarf. Jedoch sprang das Pferd unter mir schneller weg und ich landete mit meinem Gesäß auf dem harten Schotterweg. Früher war ich stolz darauf, als passionierter Turner, Sportwissenschaftler und Sporttherapeut, noch nie vom Pferd gefallen zu sein. Doch ob Reitanfänger oder Profi – vor einem Sturz vom Pferd ist niemand gefeit. Deshalb möchte ich dir mit diesem Artikel die Bedeutung von Falltraining näherbringen. Denn damit bist du bei einem Sturz körperlich und mental besser gewappnet und kannst die Zügel schneller wieder in die Hand nehmen.

Inhaltsverzeichnis:

6 Gründe, warum angeleitetes Falltraining im Reiten für dich wichtig ist

1. Falltraining im Reiten: Reiten gehört zu den Risikosportarten – Prävention steht vor Rehabilitation

Trotz seiner Schönheit und Faszination – das Reiten zählt zu den Risikosportarten. Daher sollte das Einhalten bestimmter Sicherheitsvorkehrungen selbstverständlich sein. 

Die wichtigsten Rollen bei der Prävention spielen:

  • Eine gute Ausbildung der Reiterin und des Reiters
  • Eine gute Ausbildung des Pferdes
  • Ein sicheres Equipment, wie das Tragen eines Reithelms etc.
  • Falltraining, um das richtige Verhalten zu trainieren

2. Falltraining im Reiten: Es kann jederzeit passieren. Du bist dann besser darauf vorbereitet

„Auch der beste Reiter fällt mal vom Pferd“

Dieses Sprichwort ist dir bestimmt bekannt. Doch viele klammern dieses unliebsame Thema einfach aus. Nach dem Motto: Es wird mich schon nicht treffen, oder es wird schon glimpflich ablaufen.

Falltraining als Prävention hilft dir, das richtige Verhalten in schwierigen Situationen abzurufen, um im Fall der Fälle – dem Sturz vom Pferd – das Verletzungsrisiko möglichst gering zu halten.

Wenn die Angst nach dem Sturz „mitreitet“

Vielleicht ist eine Person, die du kennst, schon mal vom Pferd gefallen. Oder es ist dir schon mal passiert. Du bist gestürzt. Schreck, Angst und Schmerz sitzen tief in den Knochen und du hörst andere zu dir sagen: „Sitz gleich wieder auf!“. Das ist jedoch manchmal oft leichter gesagt als getan. Nach so einem Erlebnis helfen weder meist guter Wille noch wohlgemeinte Worte.

Deshalb ist es meines Erachtens sehr wichtig, sich vor der Situation eines Sturzes mental und praktisch darauf vorzubereiten: Wenn du dir, deinem Körper und deinen Geist schon mal vorab die Zeit gibst, durch speziell angeleitete Übungen zu lernen, welche Optionen es bei einem Sturz geben könnte. Damit machst du dir bewusst, wo du koordinative Defizite hast oder einfach auch nicht mehr so reaktiv bist. Du hast damit die Chance, immer wieder allein zu Hause oder mit deinem Pferd zu üben, um besser vorbereitet zu sein oder dich selbst einfach fit zu halten. 

3. Falltraining im Reiten: Steigerung deiner Handlungskompetenzen – dadurch erlangst du mehr Sicherheit

Beim Klettern muss man sich irgendwann entscheiden, wenn man den Griff nicht mehr halten kann, sich von der Wand abzustoßen und das Sicherungssystem Seil und Gurt zu nutzen. Tut man das nicht, rutscht man an der Wand entlang, hat Prellungen und aufgeschürfte Haut von den vielen Haltegriffen, die einem da entgegenkommen. 

Beim Sturz vom Pferd muss man sich auch irgendwann entscheiden: Klammere ich mich fest, springe ich ab oder muss ich weg vom Pferd, wenn es z. B. stolpert, ausrutscht und hinfällt. 

Durch Falltraining kannst du dich während des Stürzens auf die Landung vorbereiten

Passiert ein Sturz beim Reiten, ist es meist jedoch so, dass die Person gar nicht weiß, dass sie sich während des Stürzens auf die Landung vorbereiten kann. Dies zeigen jahrelang ausgefüllte Evaluationsbögen von Falltrainingskursen. 80% der Befragten war nicht bewusst, dass sie in vielen Fällen noch  kurz Zeit haben , sich auf das Landen bzw. Fallen vorzubereiten, um sich evtl. besser abrollen zu können. Vorausgesetzt man hat so etwas im Vorfeld schon einmal geübt und weiß, was zu tun ist.

Meist wird einem vom Pferd die Entscheidung, ob man stürzt, abgenommen, wenn es z. B. stolpert und mit samt Reiter hinfällt. Oder wenn einem die Fliehkraft bei einer abrupten Wendung einen Strich durch die Rechnung macht.

Dennoch besitzt man in beiden Fällen manchmal wertvolle Sekunden, die man nutzen kann, um ein vorab einstudiertes automatisiertes Bewegungsprogramm einzuleiten, um die möglichen folgeschweren Konsequenzen eines Sturzes vom Pferd abzumildern oder sogar zu vermeiden.

4. Falltraining im Reiten: Kontrolliertes Training – methodisch aufgebaute Übungsreihen verhindern Überforderung

Das Ziel des Falltrainings ist, dich zu einem guten und sicheren Körpergefühl beim Reiten hinzuführen und dir Handlungskompetenz zu vermitteln, damit du bei einem Sturz weißt, was zu tun ist.  

Daher bauen die Übungen aufeinander auf, um dich gezielt zu trainieren und dich Schritt für Schritt anzuleiten. Durch mein Wissen als Sportwissenschaftler, Sporttherapeut, Heilpraktiker, langjähriger aktiver Sportler und aktiver Reiter werden Techniken aus dem Kampfsport und Turnen mit methodischen Übungsreihen und Elementen aus dem mentalen Training kombiniert. Gerade durch diese besondere Kombination kann das Thema Angst vor einem Sturz angegangen werden. 

Aufbau des Falltrainings

  • Gutes Fallen will gelernt sein: Einführende Theorie zu Bewegungsabläufen, Sturzdynamik und Verletzungsprävention
  • Mit Geschick und Gefühl: Schulung von Körperbewusstsein und -koordination
  • „Trockenübungen“: Aufwärmprogramm und Training bestimmter Bewegungsmuster mit physiologisch korrekter Falltechnik
  • Alles im Griff: Der kontrollierte Sturz vom Pferd

5. Falltraining im Reiten: Mentales Training – Umgang mit dem Thema Angst und Lösungsansätze

Vorab möchte ich dir sagen, dass Angst nicht nur etwas Negatives ist. Angst hat in einem gewissen Maß auch was Gutes:

In Gefahrensituationen steigert sie die Kraft und die Sinneswahrnehmungen, um das Überleben zu sichern. Diese Aufgabe kann sie aber nur erfüllen, wenn weder zu viel Angst das Handeln lähmt noch zu wenig Angst reale Risiken ausblendet.

Der erste Schritt im Umgang mit Angst ist: sich seine Angst eingestehen

Angst ist ein Warnsignal und möchte wahrgenommen werden. Nimmt man sie an, wenn sie auftaucht, kann man mit ihr agieren. So können Angstmuster durch das Erreichen und Erleben von Selbstwirksamkeit und dem Erlangen von Handlungskompetenz unterbrochen werden – und man kann der Angst langfristig besser begegnen.

Diese Handlungskompetenz erlangst du in unserem Falltraining durch das viele Wiederholen der Übungen in Kombination mit der Verknüpfung von mentalen Knotenpunkten. Diese Kombination hilft dir, eine mögliche Handlungsabfolge „des Tuns“ so zu verankern, dass du dich im Falle eines Falles mehr auf automatisierte Mechanismen und Abläufe besinnen kannst. 

Durch diese Kombination aus Vorstellung und Bewegung stellt sich immer mehr ein inneres Bild von den Abläufen zusammen, die du im Ernstfall schnellstmöglichst parat hast und automatisch ausführen kannst.

Du bekommst eine Idee und ein Gefühl davon, wie du dich für den Fall der Fälle besser rüsten kannst.

Es geht darum, dich darin zu bestärken, dass du einem Sturz nicht hilflos ausgeliefert bist, sondern dass du dich auf dich selbst verlassen kannst und im Ernstfall handlungsfähig bleibst.

6. Falltraining im Reiten: Schulung der Reaktionsfähigkeit verringert das Verletzungsrisiko

Ich bin manchmal verblüfft, was für eine perfekt ausgefeilte Technik gerade Kleinkinder beim Laufen lernen draufhaben, wenn sie hinfallen. Allerdings ist dieses Bewegungsprogramm bei Erwachsenen und meist auch bei Jugendlichen sowie größeren Kindern sehr weit in den Hintergrund getreten. 

Viele haben auch Angst vor dem Sturz oder möglichen Schmerzen und benutzen deshalb dieses Bewegungsprogramm nicht mehr, sodass von einem automatisierten Programm keine Rede mehr sein kann. Da hilft nur eins: üben und viele, viele Wiederholungen machen, denn nur so automatisiert man Bewegungsabläufe.

Bewegungsabläufe werden in unserem Gehirn abgespeichert

Beispiel einer ehemaligen Absolventin unseres Falltrainings:

Eine Pferdebesitzerin bei uns auf dem Hof machte ein präventives Falltraining bei mir. Sie besaß ein junges Pferd, das noch in der Grundausbildung steckte. Zwei Wochen nach dem Falltraining passierte es: Das Pferd setzte sie ab. Die Reiterin machte automatisch das zuvor Gelernte, was zum Glück nicht allzu weit entfernt lag: nämlich eine gekonnte Rolle. Und sie war überrascht, als sie wieder stand und sogar die Zügel noch in der Hand hielt. 

Die Konsequenzen dieses Sturzes waren eine kleine geprellte und aufgeschürfte Stelle am Ellenbogen. Kein gebrochener Knochen. Keine lange Arbeitsunfähigkeit. Und keine quälende Angst beim Reiten. Angst, die viele Reiter und Reiterinnen in sich haben, wenn schon ein schwerer Sturz mit größeren Verletzungen passiert ist, oder wenn die Angst vor schweren Verletzungen im Hinterkopf mitreitet. 

Falltraining im Reiten – Fazit

Aufgrund meines langjährigen Studiums mit vielen verschiedenen Sportarten, bei denen das Fallen regelmäßig trainiert wird, und meiner aktiven Zeit als Leistungsturner, entwickelte ich daraus ein spezielles Falltraining für Reiterinnen und Reiter. Mein Falltraining hat sich nun schon seit 10 Jahren bewährt und ich bin sehr froh, dass ich damit schon sehr viele Menschen auf unvorhergesehene Situationen vorbereiten durfte und ihnen damit helfen konnte.

Generell gilt: Der sichere Reitersitz ist Ergebnis einer soliden Reiter- und Pferdeausbildung und kann nicht allein durch ein Falltraining erreicht werden. Das präventive Falltraining ergänzt die bereits erworbene Reitkompetenz sinnvoll und fördert die eigene Handlungsfähigkeit im Falle des Falles. Das gibt dir für die Zukunft mehr Sicherheit, mehr Souveränität und dadurch mehr Gelassenheit.

Hast du noch Fragen zum Falltraining? Möchtest du mehr über den Ablauf erfahren?

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Autor: Harald Schöner

Hallo ich bin Harald, Bewegungsexperte für Mensch und Pferd und habe mich auf die myofasziale Schmerztherapie spezialisiert. Als erfahrener Sportwissenschaftler/- therapeut und Heilpraktiker (für Menschen) sowie als Pferdephysiotherapeut unterstütze ich Mensch und Pferd den Kreislauf aus Verspannung, Schiefe und Schmerz zu durchbrechen. Hier erfährst du mehr über mich.